Direkt zum Inhalt

100. Geburtstag von Ulrich Zimmermann

Ulrich Zimmermann bei der Würzeprobe im Sudhaus um 1960.

„ENTSCHEIDEND IST, WAS MAN DARAUS MACHT“

Als Ulrich Zimmermann am 6. August 1920 auf die Welt kommt, haben seine Eltern bereits zwei Kinder durch die Spanische Grippe verloren. Gemeinsam mit seinen älteren Schwestern Johanna Maria und Martha Kreszentia und seinem jüngeren Bruder Karl wächst er in Berg auf.

Früh arbeitet er in der Landwirtschaft, Brauerei und Wirtschaft mit. Sein Vater stirbt, als er 15 Jahre alt ist. Nach dem Abitur meldet sich Ulrich Zimmermann zum Arbeitsdienst. Sein Studium zum Diplombraumeister in Weihenstephan muss er unterbrechen, als er in den Krieg nach Frankreich und Russland ziehen muss. Er erleidet eine schwierige Augenverletzung, liegt lange im Lazarett und wird schließlich nach Italien verlegt. Nach kurzer Gefangenschaft kommt er zurück nach Berg.

JUNG IN VERANTWORTUNG

Froh, den Krieg überlebt zu haben, absolviert Ulrich Zimmermann Praktika in verschiedenen Brauereien und legt 1947 an der Technischen Hochschule Weihenstephan die Prüfung zum Diplombraumeister ab. Ohne jemals darüber zu klagen, wieviel Jahre ihm „genommen“ wurden, krempelt er in Brauerei und BrauereiWirtschaft die Ärmel hoch. Die Landwirtschaft betreibt fortan Bruder Karl mit seiner Familie. 1952 heiratet Ulrich Zimmermann seine Maria. In den Folgejahren kommen Johanna, Ulrike, Marianne und Uli, der heutige Brauereiinhaber, zur Welt.

Die Eheleute sind Brauer und Wirte mit Leib und Seele. Das findet großen Anklang. Die Menschen um Ehingen trinken gerne das feine Bier aus Berg. Auf dem Berg werden ständig Gebäude und Maschinen erneuert. Das deutsche Wirtschaftswunder zeigt sich auch hier – bis der Bierkonsum Mitte der 70er Jahre deutschlandweit stagniert. Harte Jahre folgen. Ulrich Zimmermann saniert die Mälzerei, um ein weiteres Standbein zu haben. Aber: Die Brauereien haben den Wert der guten Rohstoffe aus der Region noch nicht erkannt. Die nicht mehr rentable Mälzerei muss weichen, um die Brauerei voranzubringen – schweren Herzens aber mit klarer Vision: „Nicht, was man aufgibt ist entscheidend, sondern was man daraus macht und darauf aufbaut“, so sein Credo.

DAS „ULI“ IM BÜGELVERSCHLUSSFLÄSCHLE

Landauf landab setzen die Brauereien auf Biere Pilsener Art, von denen viele längst verschwunden sind. Ulrich Zimmermann geht einen anderen Weg: Er macht das charaktervolle Ulrichsbier zum Markenzeichen der Brauerei und braut es ganzjährig ein – nicht mehr nur zum Ulrichsfest. Sein Clou: Er füllt es ins kleine Bügelverschlussfläschle. Weil zunächst kein Geld für einen Neubau da ist, kommen die Brauanlagen in die ehemalige Mälzerei.

Die Geschwister Zimmermann feierten am 6. August den 100. Geburtstag ihres Vaters Ulrich in der BrauereiWirtschaft: von links Ulrike, Johanna, Marianne und Uli Zimmermann. Den 6er Blechträger, gefüllt mit 6 Ulrichsbier hat die Brauerei zum Gedenktag aufge

PFLEGE DER TRADITION

Maßgeblich trägt Ulrich Zimmermann zum Nachweis bei, dass die Geschichte und die Wurzeln der Familienbrauerei bis in das Jahr 1466 reichen, statt wie bisher angenommen ins Jahr 1675. Er baut das Brauereimuseum auf und pflegt Beziehungen zu Menschen in der Region, ist als der „Herr Braumeister“ oder je nach Dialekt „dr Bruimoister“ zu Gast auf vielen Festen, besucht mit seiner Frau Maria Gasthäuser und pflegt den familiären Kontakt zu deren Gastwirtfamilien. Ab Mitte der achtziger Jahre übergibt er die Verantwortung nach und nach an seinen Sohn Uli. Über viele Jahre bleibt er Ratgeber und freut sich über den erfolgreichen Weg der Brauerei. Das 550. Jubiläum der Brauerei im Jahr 2016 kann er nicht mehr miterleben. Kurz vorher stirbt er im Alter von 85 Jahren.